Dienstag, 16. Oktober 2007

NTSB, Hausbesuch, Balanga

Vom 9. bis 10. Oktober waren wir im NTSB (schon wieder eine Abkuerzung. Die Philippiner scheinen Abkuerzungen zu moegen…). NTSB = National Training School for Boys. Ein anderer Ausdruck fuer Gefaengnis. Also, wenn die Jugendlichen schuldig gesprochen werden, dann kommen sie hier her (ca. 30km suedlich von Manila). Es ist insofern ein "besonderes" Gefaengnis, da die Jugendlichen (15-24jaehrige. Bis vor einem Jahr warens noch 8-24jaehrige) hier rehabilitiert werden sollen. Das heisst, dass sie dort zur Schule gehen, kleinere Arbeiten verrichten (Essen kochen, Dach renovieren, Garten arbeiten…) und sich zu gewissen Zeiten auch frei bewegen können. NTSB besteht aus einem Areal mit einigen Cottages, in dem jeweils ca. 15-20 Burschen „wohnen“ (sie schlafen auf Matratzen am Boden – sonst gibt es nicht viel mehr, was die Cottages wohnlich machen wuerde). Wir hatten die Aufgabe, die Burschen bei ihrer Freizeitgestaltung zu unterstuetzen. Neben dem Basketball spielen (dem Nationalsport der Philippiner) sollten sie andere Moeglichkeiten der Beschaeftigung kennenlernen. So packten wir diverse Spiele vom Jungscharlager aus… Interessant war dabei vor allem die Begegnung mit den Burschen. Sie waren alle sehr offen, zugaenglich und freundlich. Man konnte es sich nur schwer vorstellen, dass sie alle kleinere und groessere Verbrechen begangen haben.

Auf der Heimfahrt machten wir mit einer Sozialarbeiterin noch einen kurzen Hausbesuch. Wir besuchten die Eltern von einem der Burschen unseres Projektes. Die Verhaeltnisse in denen sie leben sind wirklich unfassbar. Zuerst gingen wir ca. 20 min quer durch verwinkeltste Gaesschen einer riesigen Huettensiedlung – dazwischen natuerlich immer wieder ein Basketballplatz mit vielen Philippinos. Die Siedlung besteht aus alten schmutzigen Holz- bzw. Blechhuetten, teilweise betoniert, die voellig unstrukturiert irgendwo in den Wald gebaut wurden. In den vordersten gab es noch Strom. Aermere Familien am Ende der Siedlung koennen sich diesen Luxus nicht mehr leisten. Schon nach kurzer Zeit waren – wir wieder einmal – der Blickfang aller Kinder unserer Umgebung, die uns bis ans Ende der Siedlung nachrannten. Dort wo es nur mehr einen Waldweg gibt, wohnt die Familie unseres Burschen. Obwohl nur die Sozialarbeiterin mit der Mutter gesprochen hat (sie konnte nur sehr sehr wenig Englisch), hoffen wir, dass wir der Familie mit unserem Besuch zeigen konnten, dass ihr Schicksal uns nicht unberuehrt laesst.

Das vergangene Wochenende, 12. bis 14. Oktober, verbrachten wir in Balanga (eine Stadt, die ca. 2einhalb Autostunden nordwestlich von Manila liegt). In dieser Stadt haben die „Missionaries of Mary“ (MOM) ihre Niederlassung und eines ihrer zwei Projekte „School of Life“ (SOL). SOL ist fuer Maedchen, die eine schwierige Zeit hinter sich haben (grosse familiaere Probleme, Misshandlungen…). Wir werden viele Wochenenden mit „unseren Burschen“ dort verbringen. Balanga ist wirklich ein ruhiges Plaetzchen im Unterschied zu Manila. Viel weniger Verkehr, frische Luft und in der Nacht sind sogar die Sterne sichtbar. Ein guter Ort, um sich von Manila zu erholen… Am Samstag war fuer die Burschen Gartenarbeit – „Gardening“ – angesagt. Es wird geschaut, dass der Garten auf Vordermann gebracht wird. Zu Beginn duerfte dieser nicht wirklich als Garten erkennbar gewesen sein. Als Abschluss vom Tag, also nach der Feier der Vesper und dem Abendessen, schauten wir die DVD „Sound of Music“. Alle Maedchen waren ziemlich begeistert von dem Film. Die Burschen haben sich etwas mehr Action erwartet… Am Sonntag machten wir mit Stefan eine Praesentation ueber Oesterreich (Walzer, Bayrischer, Mozart, Manner Schnitten, Skifahren, Fragebogen, no Kangaroos in Austria …). Die Maedchen und Burschen lernten so die Sonnenseiten von unserem praechtigen Heimatland kennen. Auch durften sie unsere mitgebrachten Speisen – Schokolade – kosten. Das war fuer die Philippiner das Highlight der ganzen Praesentation. ? Wir hoffen nun auch, dass Austria nicht mehr fuer Australia gehalten wird.

Im großen und ganzen muessen wir aber erst noch in die Aufgaben hineinwachsen. Vor allem uns auf die Mentalitaet der Philippiner einstellen. Ein Wort das immer wieder zu uns gesagt wird ist: „be patient“. Wenn man „geduldig sein“ lernen moechte, dann sind die Philippinen wirklich der richtige Ort dafuer. Es kommt oft vor, dass man einen halben Tag im Stau steht, 6 Stunden braucht um 2 Unterschriften zu erhalten oder 3 Stunden einfach mal so wartet. Die freien Tage vergehen - leider - wie im Nu...

zu den Fotos
(Vom Gefaengnis- bzw. Hausbesuch gibt es keine Fotos, da es entweder nicht erlaubt ist zu fotografieren oder es momentan einfach noch zu schwierig ist.)

Christian und Johannes

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

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